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Die Rolle der Wissenschaft bei der politischen Reaktion der Schweiz auf die Covid-19-Pandemie

Welche Rolle spielte die Wissenschaft zur Bewältigung der Covid-19-Pandemie von Januar bis Dezember 2020? Was war in der Schweiz anders in Vergleichsländern? Wo besteht Handlungsbedarf für die Zukunft? Die umfassende Studie zur Reaktion der Wissenschaft auf die Covid-19-Pandemie zieht eine positive Bilanz und ortet zugleich Optimierungsbedarf für die Rahmenbedingungen der Wissenschaftlichen Politikberatung in der Schweiz.

The Role of Science in the Swiss Policy Response to the Covid-19 Pandemic

«Es ist wichtig, diese historische Gelegenheit zu ergreifen und die Erfahrungen aus der Pandemie für die Herausforderungen der Zukunft zu nutzen», sagt Alexandra Hofmänner, die Autorin der Studie zur Reaktion der Wissenschaft auf die Covid-19-Pandemie. Die promovierte Naturwissenschaftlerin mit einer Habilitation in Wissenschaftsforschung der Universität Basel, dokumentiert in ihrer Studie die Ereignisse rund um die Swiss National Science Taskforce, verortet die besonderen Rahmenbedingungen im politischen System der Schweiz, zieht Vergleiche zu anderen Ländern und legt Handlungsoptionen für die Zukunft vor. Dazu gehört die Einsetzung eines Beirats zur Wissenschaftspolitik, eine Sonderkommission zur wissenschaftlichen Politikberatung, die Präzisierung der Rollen der wissenschaftlichen Institutionen, aber auch die Stärkung des Stellenwerts der wissenschaftlichen Politikberatung für den akademischen Werdegang. «Die Analyse schafft zugleich Ein- und Ausblick!» sagt Prof. Dr. Marcel Tanner, der Präsident der Akademien der Wissenschaften Schweiz. «Für künftige Krisen sollten wir besser aufgestellt sein».

Positive Bilanz, aber Optimierungsbedarf

In der Schweiz wurde am 1. April 2020 die Swiss National Covid-19 Science Task Force (NCS-TF), die sich innerhalb der Träger der Wissenschaftsinstitutionen organisiert hatte, durch den Bundesrat eingesetzt. Auch im Vergleich mit den anderen Ländern lässt sich eine positive Bilanz ziehen, was vor allem auf den ausserordentlichen Einsatz aller involvierten Akteure in Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Medien zurückzuführen sei. Gewürdigt wird die effiziente Konstituierung innerhalb von zwei Wochen, die breite fachliche Zusammensetzung, die inter- und transdisziplinären Verfahrensweisen sowie die Qualität der wissenschaftlichen Beratungsleistungen. Gleichzeitig wurden die wissenschaftlichen Politikberatungsgremien während der Pandemie in der Schweiz wie auch in den meisten Ländern, in Bezug auf ihre Legitimität, Transparenz und Kommunikation von Politik, Medien und Gesellschaft kritisiert. «Politische Tätigkeiten, die in liberalen demokratischen Gesellschaften nicht nur über formelle, sondern auch über informelle Kanäle laufen, rufen naturgemäss Kritik hervor», stellt die Autorin nüchtern fest.

Unklare Rechtsgrundlagen

Während andere Länder (z. B. Neuseeland, Japan und das Vereinigte Königreich) – oft motiviert durch ihre Erfahrungen mit Infektionskrankheiten - ihre nationalen wissenschaftlichen Politikberatungssysteme überprüft, ausgebaut und professionalisiert, haben, fehlt in der Schweiz die konsequente Involvierung der Wissenschaft im gesamten Policy Cycle. Mit der Ressort- Forschung der Bundesämter und dem Evaluationsauftrag gemäss Bundesverfassung gibt es zwar regelmässig wissenschaftliche Analysen von Strategien und Programmen, diese werden aber vielfach von privaten Beratungsbüros wahrgenommen. Anders als in anderen Ländern sehen die Schweizer Rechtsgrundlagen für Krisenfälle, wie z. B. das Epidemiengesetz, keine besonderen Aufgaben für die Wissenschaft vor und das wissenschaftliche Potential der Hochschul- und Forschungseinrichtungen bleibt unausgeschöpft. Mangels Rechtsgrundlage änderten sich die Rahmenbedingungen für die Swiss National Covid-19 Science Task Force je nach Lage. So fiel in der besonderen Lage der direkte Austausch mit den obersten Behörden, der während der ausserordentlichen Lage regelmässig praktiziert wurde, weg und auch die Regelungen über die Kommunikation mit der Öffentlichkeit änderten sich.

Umfassende Literatur, gegen 40 Interviews und gemeinsamer online Workshop

Der Studie liegen umfassende vergleichende Literaturrecherchen und gegen 40 Interviews mit Stakeholdern aus Wissenschaft, Politik, Verwaltung und Medien zu Grunde. Ein Online-Workshop ermöglichte den direkten Austausch aller involvierten Personen, die in Breakout-Sessions vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen aus der Pandemie Verbesserungsmöglichkeiten für die Zukunft diskutierten.

Autoren: Dr. Alexandra Hofmänner

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Deutsch, Französisch