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Erwerb von Artenkenntnissen soll übersichtlicher werden

Die Trägerschaft der Strategie Bildung Artenkenntnisse erarbeitet Grundlagen, um das Angebot von Aus- und Weiterbildungs-Kursen in der Schweiz besser zu koordinieren und einfacher zugänglich zu machen.

Kompetenzstufenmodell der Swiss Systematics Society
Bild: Swiss Systematics Society

Um die Arten-Spezialistinnen und Experten der Zukunft für Biodiversitätsforschung, Bio-Monitoring Programme des Bundes, Rote Listen, naturhistorische Sammlungen, Naturschutz und andere wichtige Bereiche in der Forschung und Praxis auzubilden, braucht es Initiativen, die den Nachwuchs auf verschiedenen Kompetenzstufen ansprechen und die miteinander abgestimmt sind.

Die 33 Mitglieder der Trägerschaft Bildung Artenkenntnisse kommen aus allen relevanten Berufs-Feldern und arbeiten nun seit einem Jahr ehrenamtlich zusammen daran, eine bessere Übersicht von Bildungs-Angeboten zu erhalten und wichtige neue Angebote zu schaffen bzw. bestehende zu vernetzen. Dabei orientieren sie sich an dem Kompetenzstufenmodell der Swiss Systematics Society. Ein wichtiges Anliegen ist darüberhinaus die Anerkennung von Artenkenntnissen in der Gesellschaft und als Grundlage für viele Berufe.

Für die Sensibilisierung sind vor allem Schulen, Museen, Tierparks und Botanische Gärten wichtige Partner. Sie können in Kindern und einer breiten Bevölkerung die Faszination für die lebende Umwelt wecken und einen ersten Zugang zur Bedeutung von Arten und ihren Lebensräumen vermitteln. Auf Anregung der Trägerschaft findet im Dezember ein Forum im Tierpark Bern statt, um Angebote zu Artenkenntnissen für Schulen im Raum Bern zu erarbeiten bzw. besser unter verschiedenen lokalen Institutionen zu koordinieren und für Lehrpersonen zugänglich zu machen.

Für die Einführung und Grundausbildung spielen die Fachhochschulen, kantonalen Universitäten und ETHs eine zentrale Rolle. Traditionell wurden hier Taxonomie und Systematik gelehrt und Artenkenntnisse vermittelt. Die Hochschulen haben jedoch mittlerweile andere Prioritäten in der Forschung und der Lehre als die klassische Systematik, die für die Artenkenntnisse zentral ist. Die Trägerschaft hat daher im Sommer eine Umfrage lanciert, um aktuelle Daten zu den Artenkenntnissen, die in einzelnen Studiengängen und Modulen an Schweizer Hochschulen gelehrt werden, zu erhalten. Der Rücklauf war durchweg positiv und die umfassenden Daten werden in den nächsten Monaten analysiert, um Lücken und mögliche Synergien aufzuzeigen. Da neben den Universitäten auch viele weitere Akteure (NGOs, InfoSpecies, private Anbieter) relevante Kurse zur Einführung und Grundausbildung anbieten, ist es ein Anliegen der Trägerschaft, dass alle Angebote auf einer zentralen Plattform ersichtlich sind. Dazu eignet sich die gut etablierte Webseite von InfoSpecies, auf der Kurse ausgeschrieben und gesucht werden können: www.infospecies.ch/de/bildung/ Wie Hochschulkurse integriert werden könnten, ist noch offen, wird jedoch als wichtig erachtet.

Die obersten Kompetenz-Stufen, Spezialist und Expertin, benötigen eine intensive Begleitung, die am besten in Mentoring-Programmen gewährtleistet wird. Die Trägerschaft arbeitet daran, Richtlinien für Mentoring-Programme zu erarbeiten und neue zu lancieren. Bund und Kantone könnten zudem als Auftraggeber zur Bedingung machen, dass bei Monitoring-Programmen oder dem Erarbeiten der Roten Listen ein oder mehrere Mentee weitergebildet werden - und auch die dafür nötigen zeitlichen und finanziellen Rahmenbedingungen bereit stellen.

Für Nachwuchs, der sich zum Spezialisten oder zur Expertin einer oder mehrerer taxonomischer Gruppen ausbilden lassen will, ist es wichtig, eine Berufsperspektive zu haben. Die Trägerschaft startet in 2024 eine Initiative, um Berufe, in denen Artenkenntnisse benötigt werden, zu porträtieren. Ein transparentes und verleichbares Anerkennungs-System hat eine zentrale Bedeutung, um Berufsperspektiven zu schaffen. Zertifizierungen (wie z.B. für Feldbotanik durch die Schweizerische Botanische Gesellschaft oder für Moose und Flechten durch Bryolich) sollten für möglichst viele taxonomische Gruppen entwickelt und angeboten werden. Wie bereits von den Fachhochschulen angeboten sollen auch weitere Hochschulen bestehende Zertifizierungen nutzen und ihren StudentInnen ermöglichen, diese zu erlangen um eine Harmonisierung in der Ausbildungs-Landschaft zu erreichen.

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